23.09.2012

476 Sportlerinnen und Sportler, 40 Nationen – am Wochenende fanden im kroatischen Porec die Junioren Europameisterschaften statt.
Österreich schickte 13 Sportler nach Istrien. Mit Julian Hamernik und Andreas Tiefgraber standen auch zwei junge Salzburger im rot-weiß-roten EM Aufgebot.
Für beide waren es die ersten Europameisterschaften und vor allem Andreas Tiefgraber (PSV Salzburg / SSM) zeigte mit einer sensationellen Leistung Judo von höchstem internationalem Niveau.

Nach einem Auftaktfreilos traf er am Freitag in der Gewichtsklasse -60kg auf Akil Gjakova aus dem Kosovo, der sich zuvor souverän gegen den Ungarn Marton Takacs durchgesetzt hatte. Der junge Salzburger gestaltete von Beginn an den Kampf und setzte sich schlussendlich rund eineinhalb Minuten vor Kampfende mit Ippon durch.
In der dritten Runde wartet bereits der Georgier Lukhumi Chkhvimiani, gegen den es beim European Cup in Berlin im August noch kein Weiterkommen gab.

Gut eingestellt und hoch motiviert startete Andreas Tiefgraber in das Duell und setzte den Georgier mit einer einzigen Angriffslawine massivst unter Druck. Chkhvimiani konnte sich überhaupt nicht auf den extrem schnellen und wendigen Salzburger einstellen. Nach der regulären Kampfzeit und Shido für den Georgier trieb Tiefgraber seinen Kontrahenten auch in der Golden Score Überzeit vor sich her. Mit 17 zu 1 Angriff, einer deutlichen Überlegenheit und 3 zu 0 Kampfrichterentscheid setzte sich der SSM Schüler schließlich gegen durch und stand unter den Top 8 des Turniers.

Dort traf er auf Ahmet Sahin Kaba (TUR). Breits in der ersten Kampfsequenz passierte Tiefgraber im Griffkampf ein folgenschwerer Fehler, den der Türke nach nur 20 Sekunden Kampfzeit mit Ippon nützen konnte.
In der Hoffnungsrunde wartete mit Fabio Basile aus Italien bereits der nächste topgesetzte Sportler. Basile hatte in diesem Jahr unter anderem die Turniere in Paks und Tarviso gewonnen und im Vorjahr Bronze bei der Junioren WM gewonnen.

Andreas Tiefgraber startete unglaublich konsequent, warf den Italiener gleich im ersten Ansatz Wazzari, wechselte in den Bodenkampf und fixierte ihn mit einer Festhaltetechnik. Nach nur 46 Sekunden war der Kampf zu Ende und Tiefgraber stand im Medaillenduell um Bronze.
Dort traf er auf Carmine Maria Di Loreto, den zweiten Italiener in dieser Gewichtsklasse. Nach einem harten Griffduell blutete der Salzburger an der Nase und musste vom Mattenarzt versorgt werden. Dieser tupfte allerdings nur das Blut ab, wodurch rasch eine zweite Intervention nötig wurde. Da laut Reglement nur zwei Behandlungen erlaubt sind und der Arzt offensichtlich nicht mit einer wettkampfadäquaten Versorgung vertraut war, musste sich Tiefgraber selber versorgen. Mit einem dicken Tapeverband um den Kopf und von der langen Pause irritiert, nützte der Italiener seine Chance. Tiefgraber musste ein Wazzari und ein Yuko abgeben.
Mit einer enormen Willensleistung konnte er sich noch einmal in den Kampf zurück kämpfen, die Wertungen konnte er allerdings nicht mehr aufholen und musste sich nach einem unglaublichen Kampftag mit dem undankbaren 5. Platz zufrieden geben.

„Andreas Tiefgraber hat ein unglaubliches Turnier gekämpft. Er hat dem Georgier 6 Minuten lang keine Chance gelassen und mit Basile einen weiteren großen Medaillenfavoriten klar besiegt. Er war enorm fokussiert und konsequent. Schade, dass er letzten Endes haarscharf an der Medaille vorbei schrammte, diese hätte er sich in Porec mehr als verdient gehabt“, zieht Landestrainer Taro Netzer eine erste Bilanz, der gemeinsam mit Nationaltrainer Bela Riesz den Sportler vor Ort betreut hat.

„Julian ging gut vorbereitet und hoch motiviert in das Turnier“, so Landestrainer Netzer. „Beim ersten EM-Start passiert es jungen Sportlern leider immer wieder, dass sie vom ganzen Drumherum förmlich erschlagen werden. Der ganze Wettkampf läuft dann an ihnen vorbei. Das ist sehr schade, aber leider auch das Lehrgeld, das man auf dem Weg nach oben zahlen muss.“

Mit Bronze sorgte Nicole Kaiser (UJZ Mühlviertel) für die bislang einzige Medaille für das rot-weiß-rote Team. Sie musste sich nach zwei Auftaktsiegen der Türkin Dilara Lokmanhekim geschlagen geben, sicherte sich dann aber mit einem klaren Sieg kurz vor Halbzeit gegen Myrthe Nagel (NED) die Bronzemedaille.