Peter Seisenbacher -
oder "Peter der Große" wird 50 !

von Joe Langer / ÖJV

24.03.2010


Bild: LV Wien / www.judo-vienna.at

25. März 1960 – a star was born. Peter Seisenbacher, später auch “Peter, der Große” und “Gold-Peter” genannt, erblickte das Licht dieser Welt. Am Donnerstag feiert Österreichs erfolgreichster Judoka aller Zeiten seinen 50. Geburtstag. „Seise“, wie sie ihn auch nennen, ging in die Geschichte des Judosports ein – er war der erste Judoka überhaupt, der einen Olympiasieg (1984 in Los Angeles) vier Jahre später (1988 in Seoul) erfolgreich verteidigte.

 

Der Mittelgewichtler (bis 86 kg) holte auch, als bisher einziger männlicher Österreicher, einen Judo-WM-Titel (1985 Seoul) und eine von bisher insgesamt 25 Goldmedaillen bei Europameisterschaften (1986 in Belgrad). Der gelernte Goldschmied aus Wien wurde zudem drei Mal (1984, 1985 und 1988) zu „Österreichs Sportler des Jahres“ gewählt.

Seisenbachers unglaubliche sportliche Karriere begann kurioserweise genau vor 30 Jahren in Wien. Bei der letzten großen Heim-EM, wie jene in vier Wochen im Dusika-Stadion – der damals 20-Jährige gewann Silber, qualifizierte sich damit für die Olympischen Spiele 1980 in Moskau, wo er ebenso frühzeitig ausschied wie bei den nächsten Großereignissen. Erst im Olympiajahr 1984 ließ der damalige Athlet des JC Manner Wien wieder aufhorchen – EM-Bronze in Lüttich. Am 9. August 1984 wurde Seisenbacher in Los Angeles mit einem Ippon-Finalsieg über den US-Amerikaner Robert Berland erstmals Olympiasieger. Es war praktisch der Start einer glanzvollen
„Olympiade“ – also des Zeitraums zwischen zwei Olympischen Spielen. 1985 dank eines Siegs über seinen damals wohl schärfsten Rivalen Vitaly Pesniak (Rus) Weltmeister in Seoul, ein Jahr später in Belgrad nicht nur Europameister bis 86 Kilo, sondern auch noch Vize-Europameister in der (nicht mehr existierenden) Offenen Klasse (ohne Gewichtslimit, also gegen zum Teil schwere Brocken). Dieses Silber erkämpfte Seisenbacher mit einem gebrochenen Finger!

Als sich „Peter, der Große“ 1987 einen Kreuzbandriss zuzog, schienen die Spiele von 1988 für ihn in Gefahr. Aber Seisenbacher erholte sich schnell, qualifizierte sich für die Spiele von Seoul und sollte Österreichs Sportfans schwitzen lassen. Erst am drittletzten Tag dieser Spiele – es war der 29. September 1988 – stand die 86-Kilo-Klasse auf dem olympischen Matten-Programm. Davor gab es nur Enttäuschungen und Ernüchterungen – und vor allem keine Medaille! Aber auf unseren Peter war Verlass! Mit dem Finaltriumph über den Russen Wladimir Schestakow war die so genannte „Ehre Österreichs“ gerettet – die einzige Medaille, und diese noch dazu in Gold, brachte Österreich im Medaillenspiegel sogar noch auf Rang 29.


Bild: Budo Club Wien

 

 

Seisenbacher kannte seinen Körper gut. Und er wusste auch, was für diesen am besten sei. So hatten es seine Trainer und mancher Funktionär nicht leicht mit ihm. Einer seiner ersten Wegbegleiter war Lutz Lischka, 1972 in München Olympia-Fünfter. Später Nationaltrainer Norbert Herrmann und der schottische ÖJV-Teamcoach George Kerr, den „Seise“ übrigens – gemeinsam mit Japans Judo-Legende Kosei Inoue (Olympiasieger und Weltmeister) – für die Woche nach der Heim-EM als Star-Trainer zu einem internationalen Trainingscamp nach Wien eingeladen hat. Einer der größten Mentoren von Seisenbacher war, obwohl es er selbst nie so sah, der damalige ÖJV-Präsident Kurt Kucera. Peter war sein Liebkind.

Als Doppel-Olympiasieger trat Seisenbacher gleich nach den Spielen von Seoul von seiner aktiven Laufbahn zurück – und bekam zwei Angebote. Eines als Cheftrainer der Judo-Riege beim noblen Racing Club de Paris, das andere von der damaligen Sportministerin Hilde Hawlicek – Seisenbacher entschied sich für zweiteres und wurde Sporthilfe-Geschäftsführer. Diesen und spätere andere Jobs machte er aber nicht lange. Vier Jahre bei der Sporthilfe, einige als Trainer seines talentierten Kämpfers Axel Eggenfellner, dann kurz Nationaltrainer im ÖJV, Berater des ungarischen Olympia-Judoteams, und, und, und. Er gründete den Budoclub Wien und schuf 2008 die Judosektion beim SC Hakoah Wien, seit 2006 ist Seisenbacher Präsident des Wiener Judoverbandes. Erst kürzlich wollte eine gegnerische Gruppe Seisenbacher als Wiener Judo-Präsident abschießen – doch der gute Peter siegte. Wie fast immer, wenn es um Judo ging . . .
Auch wenn er einmal beim Weltcupturnier in Leonding eine Watschenaffäre mit dem damaligen Teamkämpfer Harald Niggas hatte; auch wenn er im Olympiapark während einer Pause der Münchner Judo-WM 2001 einen vor einem Spiel gegen den FC Bayern nicht nur stänkernden, sondern handgreiflich gewordenen Kaiserslautern-Fan einfach über Zaun und Hügel warf und kurzfristig Ärger mit der Polizei bekam; auch  wenn er sich manchmal mit dem einen oder anderen Funktionär im ÖJV anlegt – Seisenbacher ist noch immer ein internationaler Judo-Star. Er wird zu fast allen Top-Ereignissen von den Veranstaltern eingeladen, seine Meinung über den Judosport hat immer noch Gewicht. Er kann Funktionäre nicht ausstehen, die wegen ihrer Funktion in einem Gremium sitzen und nicht des Sports wegen. Zuletzt hatte Seisenbacher eine Aktion unterstützt, um einen aktiven Sportler in den neugewählten Vorstand des neuen ÖOC-Präsidenten Dr. Karl Stoss zu bringen.

Eine charakterliche Beschreibung Seisenbachers könnte die Wörter zielstrebig und stur beinhalten. Aber ohne diese beiden Eigenschaften hätte es „Peter, der Große“ wohl nie geschafft, im Sport so erfolgreich zu werden. Er kann mit Stolz auf die ersten 50 Jahre seines Lebens zurück blicken. Und Österreich kann stolz sein auf einen zweifachen Olympiasieger und einen der erfolgreichsten Sportler des Landes!

Und, wer weiß, vielleicht können wir 30 Jahre nach der EM in Wien, bei der „Gold-Peter“ seine erste Silberne gewann, bei der EM im Dusika-Stadion (22. bis 25. April) wieder ein Geburtsdatum hernehmen und sagen

– a star was born …

 

Der Judolandesverband Salzburg gratuliert ganz herzlich!